Aufnahme vom Probenwochenende 2023 (Foto: Andreas Karl)  

„Vor 300 Jahren wurde Ludwigsburg zur Stadt und zur dritten württembergischen Residenz erhoben. Die Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg ist ein Teil dieser Geschichte, ja, seit fast 150 Jahren prägt und gestaltet sie das Leben hier mit und trägt dazu bei, dass die Stadt den vielfältigen sozialen Nöten gewachsen ist, die einem Gemeinwesen innewohnen.

Ludwigsburg hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gesellschaftliche, architektonische und literarische Maßstäbe gesetzt, vom facettenreichen Musikleben ganz zu schweigen. 1971 kam die Karlshöher Kantorei als ein klangvoller Bestandteil dieser kreativen Kraft der Stadt dazu. Die Sängerinnen und Sänger widmeten sich von Anfang an auf hohem Niveau der klassischen und geistlichen Musik, mit erstaunlicher Vielseitigkeit haben sie unterschiedlichste Komponisten gemeistert.“

Pfarrerin Dr. Dörte Bester, Direktorin der Karlshöhe Ludwigsburg

Die Kantorei der Karlshöhe

Damals wie heute sind wir eine bunte Gruppe aus allen Altersstufen und Lebenslagen, rund 100 Menschen, die sich Woche für Woche freuen auf das Einswerden im Gesang, auf die Geist und Seele entlastende Auszeit vom alltäglichen Getriebe in Beruf und Familie. Begeisternde Höhepunkte sind für uns und unser Publikum die Aufführungen von großen Meisterwerken der Kirchenmusik, die wir zusammen mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern aus der Region gestalten. „Die Kantorei nimmt dabei ihre Zuhörer mit hinein in das Lob Gottes, der uns die Freude an der Nächstenliebe, die Kraft zum Helfen und den Einsatz für die Gemeinschaft schenkt. Sie hilft damit auch, die diakonische Arbeit der Karlshöhe recht zu verstehen. Durch die geistliche Musik, die sie aufführt, lenkt die Kantorei den Blick auf den Menschen, für den wir auf der Karlshöhe in der Diakonie da sind, auf seine Lust am Leben, wenn es ihm gut geht, auf seinen Schrei nach Zuwendung, wenn er leiden muss.“ So beschreibt es der damalige Direktor der Karlshöhe, Dr. Wilfried Brandt, Pfarrer der diakonischen Gemeinde und Sänger in der Kantorei, zum 25-Jahr-Jubiläum.

Unser musikalischer Leiter ist seit 2017 Nikolai Ott. Mit „Israel in Egypt“ in englischer Originalsprache, dem furiosen doppelchörigen Oratorium von Georg Friedrich Händel knüpften wir in seinem Antrittskonzert an die barocken Kantorei-Traditionen an. Doch “Beben” von Jan Kopp (unter-)brach die alten Hörgewohnheiten. Der Stuttgarter Komponist Jan Kopp hatte eigens für die Kantorei der Karlshöhe den 114. Psalm vertont, die Zwischenmusik zwang zum Aufhorchen. Heute – unter dem Eindruck der Corona-Pandemie – ergeben sich mit Jan Kopps „Schockwellen des Bebens“ und der „Befreiung aus der Unfreiheit“ ganz neue, damals nicht für möglich gehaltene Perspektiven. Die Aufführung von Mozarts Requiem und Arvo Pärts Stabat mater im Urban Harbor der Ludwigsburger Weststadt erschloss uns im Jahr 2019 buchstäblich und im übertragenen Sinn neue Räume. Arvo Pärt hatte die Kantorei bis dato noch nicht gesungen.

Mit diesen neuen Wegen und Perspektiven will die Kantorei erreichen, dass auch künftige Generationen Zugang zur Kirchenmusik finden und als Sänger oder Zuhörer ihre Wirkung spüren dürfen, wie es Pfarrer Dr. Wilfried Brandt 1996 beschrieben hatte. Schon mit Siegfried Bauer hatte der Chor ausgetretene Pfade verlassen und lockte Tausende zu Musiktheater-Aufführungen in das Ludwigsburger Forum. Und in der Ära Tobias Horn zog die Kantorei der Karlshöhe 2015 mit der liturgischen Aufführung des Weihnachtsoratoriums durch die Ludwigsburger Kirchen.

Organisation

Die Kantorei ist unter dem Dach der Karlshöhe Ludwigsburg eingegliedert. Neben der musikalischen Leitung, die ein hohes Maß an Verantwortung in allen Belangen trägt, organisiert sich die Kantorei in Gremien, deren Mitglieder von der Chorgemeinschaft gewählt werden.

Kantoratsmanagerin: Christa Fröhlich
Chorbeirat
Chorsprecher: Ulrike Schuckert, Markus Korntreff
Stimmsprecher: Ursula Göz (Sopran), Catherine Moll (Alt), Uwe Brauer (Tenor), Jürgen Staiger (Bass)

Im Chor gibt es verschiedene Gruppen für die vielen Aufgaben, die bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Konzerte anfallen.

Liebe Mitsing-Interessierte

Wenn Du bei uns mitsingen möchtest, ist der beste Startzeitpunkt die erste Probe für ein neues Werk. Im Januar 2024 haben die Proben für die Aufführungen im 1. Halbjahr begonnen.
Alle Stimmen sind herzlich eingeladen an Schnupperproben teilzunehmen! Bei den Frauenstimmen möchten wir jedoch aktuell die Aufnahme in den Chor erst nach einem Stimm-Check entscheiden.

Auskunft für Mitsing-Interessierte und Schnupperproben gibt gerne Ulrike Schuckert: Telefon 07141-461609. Oder nutze einfach unsere Kontaktmöglichkeiten.

Foto: Sven Cichowicz

„Die Töne der Musik tragen auf ihre eigene Weise Gottes befreiende, tröstende Botschaft in die Herzen der Menschen. Das gesungene Wort und das Klingen der Musik ergänzen sich und so erreicht die christliche Botschaft viele, denen sie sonst fern und fremd erscheint.“

Pfarrer Dr. Wilfried Brandt, 1996

Choralsingen und Chormusik ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

"Das Choralsingen, also das Singen von einstimmiger Kirchenmusik, ist eine spezifische Form des Chormusizierens mit Vorläufern im frühen Mittelalter. Weite Verbreitung in Deutschland fand es mit der Reformation in den 1520er Jahren in den protestantischen Kirchengemeinden. Durch die Emanzipation der Gemeinden war das Singen nicht länger Priestern vorbehalten, sondern konnte von den Gemeindemitgliedern und auch auf Deutsch praktiziert werden." [Quelle: Deutsche UNESCO Kommission]
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"Musik wird durch die Chormusik in Amateurchören tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt. Menschen aller Schichten finden sich in Singvereinen, Singakademien, in Philharmonischen Chören, Lehrergesangsvereinen, Volkschören, Hochschul- und Universitätschören, Kantoreien und Kirchenchören, Schulchören sowie Gospel- und Jazzchören zusammen, um miteinander zu singen, zu proben und Aufführungen zu gestalten." [Quelle: Deutsche UNESCO Kommission]
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Kontakt

Probenbesuch, mitsingen ...

Wir proben, immer dienstags von 20 bis 22 Uhr im Gebäude C der evang. Hochschule. Im Plan das Achteck-Haus mit der Nummer 12.

Bei Interesse und Fragen zu den aktuellen Probenterminen und Auftritten können Sie gerne Kontakt aufnehmen:

Unser musikalischer Leiter – Nikolai Ott

Nikolai Ott wurde 1989 im Hohenloher Land geboren und wuchs dort auf. Mit 16 Jahren verbrachte er ein Jahr in Argentinien, wo er mit Musik und Musikern Südamerikas in Kontakt kam und die ihn, wie sein Gastvater Prof. Sebastián Olmedo, bis heute prägen. Während seiner weiteren Schulzeit und des Zivildienstes im Sonnenhof e.V. in Schwäbisch Hall betreute Nikolai Ott dann bereits mehrere Chöre, darunter auch reine Männerchöre, mit denen er schon damals Konzertreisen nach Argentinien unternommen hat. Er nahm Orgelunterricht bei Steffen Mark Schwarz in Stuttgart und Ulm.

Nach einem kirchenmusikalischen B-Studium in Tübingen schloss Nikolai Ott mit einem künstlerischen Aufbaustudium im Fach Dirigieren (Chor- und Orchesterleitung) bei Prof. Michael Alber an der Hochschule für Musik Trossingen seine Ausbildung im Jahr 2018 ab. Seit 2019 ist er Bezirkskantor für den evangelischen Kirchenbezirk Tübingen in Mössingen.

Nikolai Ott ist stellvertretender Musikdirektor im Präsidium und Musikbeirat des Schwäbischen Chorverbandes. In den vergangenen Jahren führten ihn Konzertreisen, Engagements als Dozent und Chorleiter nach Argentinien und China.

Sein besonderes Interesse gilt der Erforschung des Musiklandes Baden-Württemberg und seiner Komponisten wie auch der zeitgenössischen Musik. Mit regelmäßigen, wechselseitigen Konzertreisen hält er den Kontakt in seine zweite Heimat Argentinien aufrecht.

Foto: Michael Fuchs

Unsere Chorassistenz – Isabelle Métrope

Isabelle Métrope ist in vielerlei Hinsicht ein Multitalent und der Inbegriff einer Europäerin. Aufgewachsen in der Bretagne führte ihr Weg über Aix-en-Provence, Newcastle, Köln und St. Etienne, wo sie Studiengänge in Sprachen, Wirtschaft und Musikmanagement abschloss. Doch schließlich siegte die Liebe zur Musik, die ihr als Tochter von Musikern schon in die Wiege gelegt worden war und die ihre Kindheit prägte. Sie entschloss sich zu einem Musikstudium (Chorleitung, Musikwissenschaft und Gesangspädagogik) an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Ihre musikalische Laufbahn ist geprägt durch Projekte mit Helmuth Rilling (Junges Stuttgarter Bachensemble), Hans-Christoph Rademann (Gaechinger Cantorey) und Denis Rouger (figure humaine kammerchor). Auch wenn sie nach wie vor auf europäischer Ebene tätig ist, etwa bei Gastkonzerten im europäischen Ausland oder – als ehrenamtliche Mitarbeiterin – der European Choral Association – Europa Cantat, so ist Württemberg mit seinen Menschen zu ihrer zweiten Heimat geworden.

Isabelle Métrope lebt bei Tübingen und arbeitet freiberuflich als Sängerin, Chorleiterin, Übersetzerin und Musikredakteurin. Sie leitet den Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde Neckartailfingen und die „ZusammenSinger“, den Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen. In Tübingen leitet sie die Nachwuchsgruppen der Tübinger Kinderkantorei (Stiftskirche/Hochschule für Kirchenmusik), in Stuttgart den Kinderchor am Fasanenhof (ev. Kirchengemeinde Möhringen-Fasanenhof). Für die Martinskantorei der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Möhringen-Fasanenhof ist sie als Assistentin tätig.

Sie ist aktuell Mitglied im Kammerchor Stuttgart (Leitung: Frieder Bernius) und im Ensemble Cythera (Leitung: Mihály Zeke) und seit Dezember 2020 Redaktionsleiterin des International Choral Bulletin der Internationalen Föderation für Chormusik.

Seit September 2018 ist Isabelle Métrope Chorleitungsassistentin und Stimmbildnerin für die Kantorei der Karlshöhe.

Sie ist regelmäßig als Solistin und Vokalensemble-Sängerin zu erleben.